Alfred Horvath last updated 07.10.2022
Vergessen
Angeblich oder vielleicht auch tatsächlich steigert sich die Vergesslichkeit im Alter. Das kann ich bei mir bei den alltäglichen Routine
Arbeiten auch feststellen. Ich sitze im Wohnzimmer und nehme mir vor den Müll runter zu bringen wenn ich das nächste mal in die
Küche gehe um Tee zu kochen, um feststellen zu müssen, wenn ich schon auf dem Weg nach unten bin, den Müll vergessen zu
haben.
Wie funktioniert das Vergessen und das Wieder Einfallen? Denn wenn es mir nicht wieder einfallen würde, so würde mir auch nicht
auffallen, dass ich etwas vergessen habe.
Es würde mir erst dann einfallen etwas vergessen zu haben, wenn ich etwas vermisse. Oder wenn ich wieder im Wohnzimmer bin und
der Müll liegt immer noch auf dem Tisch. Nun könnte ich aber auch vergessen haben, dass ich geplant hatte den Müll runter zu tragen
und so würde ich denken, es wäre das erste mal, dass ich daran gedacht habe den Müll runter tragen zu wollen.
Ergo, wenn ich mir dessen bewusst werde etwas „vergessen“ zu haben, so habe ich es nicht vergessen. Denn wenn ich mich nicht
daran erinnern hätte können etwas mir merken zu wollen, so würde ich nie feststellen können etwas vergessen zu haben.
Das an sich ist schon etwas merkwürdig. Wenn ich das absichtlich machen würde, so müsste ich feststellen etwas dumm oder gar
gemein zu mir selbst zu sein.
Ich merke mir etwas, dann vergesse ich es absichtlich und später stelle ich fest, dass ich es vergessen habe, vergesse aber zu
bemerken, dass ich es absichtlich vergessen habe, um dann mich selber zu rügen oder für unfähig zu betrachten, weil ich so
vergesslich geworden bin.
Schauen wir also mal genauer hin. Warum, wenn ich doch etwas wirklich vergessen habe, kann ich mich später daran erinnern etwas
vergessen zu haben?
Am Beispiel mit dem Müll aus dem Wohnzimmer mitnehmen.
Wie genau könnte dies vor sich gehen?
Ich sitze auf dem Sofa und schaue auf den Tisch. Dort liegen einige leere Chips Tüten herum. Ich sehe diese Tüten und nehme mir
vor diese vom Tisch zu nehmen und mit nach unten in die Küche zu tragen. Also stelle ich mir vor, im Geiste, als Bild zum Beispiel,
dass ich diese Tüten aufsammele und in der Hand halte als ich gerade auf dem Weg in die Küche bin. Das Bild mit mir und den Tüten
in der einen Hand auf der ersten Stiege der Treppe nach unten. Diese Vorstellung ist nicht intensiv und wird alltäglich beiläufig so
gemacht. Wie man es eben den ganzen Tag so macht. Keine große Sache, keine große Aufmerksamkeit.
Jetzt da ich aufstehe und auf der ersten Stufe stehe fällt mir ein, ich wollte doch die Tüten mitnehmen um diese in den Müll zu
schmeißen. Ich bin aber schon ein Stück weiter die Treppe runter gegangen derweil ich mir diese Gedanken mache. Also die
Erinnerung wieder da ist von dem was ich beabsichtigte.
Ergo, hat die Erinnerung des Vergessenen etwas mit der Örtlichkeit und den Umständen zu tun. Ich konnte mich an meine Absicht die
Tüten zu entsorgen in dem Moment erinnern als ich in der Echt Welt an dem Punkt war, an dem ich auch in der Vorstellung war. Nur
eben hatte ich in der Vorstellung die Tüten in der Hand und in der Echt Welt hatte ich die Tüten nicht dabei.
Also ist eine Art sich wieder zu erinnern die Örtlichkeit. Wobei der genaue Ort nicht nur durch die Koordinaten des Raumes bestimmt
wird, sondern auch mit der Umgebung zu tun hat. Also ob da eine Treppe ist, die Wände, Farbe der Wände, vielleicht auch Gerüche
oder andere Dinge welche die Umgebung exakt ausmachen.
Dieser Punkt hier ist enorm wichtig: Es wird etwas beabsichtigt. Innerhalb dieses Prozesses wird eine Vorstellung, ein Konzept oder
ein Bild (ich werde das ab jetzt nur noch Bild nennen, obwohl es das nicht immer sein muss) davon gemacht wie es ausschaut in der
Real Welt wenn diese Absicht Wirklichkeit wird oder in Verwirklichung ist.
Wenn wir so in der alltäglichen Welt so vor uns dahin leben achten wir normalerweise nicht auf die ganz banalen Dinge des Lebens.
Einen Kugelschreiber in die Hand nehmen, eine Tasse in das Spülbecken stellen, die Butterdose in den Kühlschrank zu legen. Alle
dieses Handgriffe und Bewegungen werden routinemäßig abgearbeitet. Ohne viel Aufmerksamkeit darauf zu haben.
Dennoch sollten wir uns genau damit eingehender beschäftigen. Wenn man sich diese Routine Arbeiten im Detail anschaut kommt
folgendes beispielhaft an die Oberfläche:
Butterdose vom Tisch in den Kühlschrank legen:
Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten diese Aktion durchzuführen und dieser Prozess ist nicht immer gleich, auch nicht von Person zu
Person gleich. Diese Aktion beginnt mit der Beobachtung der Butterdose auf dem Küchentisch und den Wunsch oder die Absicht diese
Butterdose zurück in den Kühlschrank zu stellen. Es werden „Berechnungen“ angestellt ob das auch jemand anderes machen kann,
vielleicht jemand noch die Butter benötigt und wenn diese Berechnungen und Abschätzungen fertig sind wird die Absicht formuliert die
Butterdose in den Kühlschrank zu stellen. Diese „Formulierung“ findet nicht verbal in Worten im Kopf statt sondern es wird die Aktion
die später im real existierenden Universum stattfinden soll „im Geiste“ durchgespielt. Entweder die gesamte Aktion oder nur Teile der
Aktion oder nur das Endprodukt der Aktion, die Butterdose ist im Kühlschrank. Dieses „im Geiste“ könnte als Bild bezeichnet werden.
Aber nicht ein Bild welches von der real existierenden Umgebung aufgezeichnet und abgespeichert wird, sondern ein Bild welches
selbst gemacht wird. Wie es scheint, ohne Bezug auf die real existierende Umgebung.
Jetzt muss ich hier aber noch genauer werden, denn es gibt einen Bezug zur real existierenden Welt. Ich stelle mir normalerweise
diese Aktion nicht so vor, dass die Wände lila sind, wenn sie es nicht sind oder die Butterdose allein in den Kühlschrank schwebt. Ich
halte mich penibel an das was dieses Universum ausmacht.
Denn das muss auch so sein, da ich ja diese Absicht auch wirklich ausführen will und wenn ich mich nicht an die Gegebenheiten halte,
so werde ich diese Aktion dann in Wirklichkeit nicht ausführen können. Denn in Wirklichkeit kann ich die Butterdose nicht in den
Kühlschrank schweben lassen.
Ich halte mich also in dem was ich so beabsichtige genau an die Regeln. Auch in der Vorstellung. Sicherlich kann ich in Träumen oder
Tagträumen die Regeln dieses Universums brechen aber in der Real Welt halte ich mich auch in der Planung meiner Aktionen an
diese Regeln der Real Welt.
Jetzt stellt sich die Frage, was passieren würde, wenn jemand diese Regeln bei der Planung von Aktionen brechen würde. Ob sich
dann die Dinge im Real Universum dem anpassen würden oder nicht.
Also die Butterdose dann in den Kühlschrank schwebt.
Stellen wir uns vor wir versuchen das. Was passiert normalerweise?
Wir stellen uns vor die Butterdose schweben zu lassen. Stellen aber fest, dass dies schon allein in Gedanken nicht geht. Weil wir
genau wissen, dass es nicht geht oder zumindest, dass wir das nicht machen können. Wenn wir einen Kursus machen wie dies
machbar sein soll, dann werden wir also das weiter probieren und die „geht nicht“ Gedanken mit Gewalt übertünchen mit den
Gedanken welche man denken muss um die Butterdose schweben zu lassen.
Der Punkt dabei ist, dass es unmöglich ist, weil wir selbst es für unmöglich halten. Denn wir kopieren in unserem Geiste jenes real
existierende Universum und in diesem schweben keine Gegenstände.
Die spannende Frage hierbei ist nun nicht, ob wir es schaffen können die Butterdose schweben zu lassen, sondern ob wir mit unseren
Gedanken Bildern die Realität erst erschaffen wie sie dann ist oder ob wir die Realität nur kopieren.
Also, ob wir dieses Universum um uns herum ständig erschaffen und es sich so verhält wie wir es erschaffen. Oder ob wir nur das
Universum so kopieren im Geiste wie es ist um realistische Planungen zu machen.
Wenn dieses Universum auf materieller Ebene veränderbar oder manipulierbar ist dann würde daraus geschlossen werden können,
dass wir selbst dieses Universum um uns herum erschaffen.
Jetzt kommt gleich das Argument, dass die Wand ja immer noch da ist, auch wenn diese nicht betrachtet oder erschaffen wird. Dieses
Argument ist stichhaltig und wird dazu verwendet jegliche Überlegungen in die andere Richtung zu stoppen.
Deswegen legen wir das einfach weg.
Annahme: Wir selbst erschaffen unsere Umgebung. Da wir diese Umgebung nach den Regeln des Universums erschaffen und nicht
gegen diese Regeln finden diese Regeln weiterhin Anwendung. Außerdem sind wir nicht allein in diesem Universum.
Im Traum Universum, in unserem Traum Universum, dort sind wir allein und deswegen können wir in diesem Universum machen was
wir wollen. Im Real Universum geht das nicht, weil wir uns darauf geeinigt haben diese Regeln zu beachten.
So sagt man. Aber das könnte auch eine Falle sein.
„Wir haben doch beschlossen, dass wir dieses Wochenende an den See fahren“. Typische Aussage. Obwohl dieses „Wir“ sich nur auf
den Sprecher bezieht.
„Wir haben doch beschlossen uns immer an die Regeln zu halten.“ Haben wir? Wenn ja, wie kommt man da wieder raus?
Da wir aber normalerweise felsenfest davon überzeugt sind dass dies alles nicht so ist, wir also keine Änderungswünsche einbringen
können, ist dem hier nicht so wie ich dies als Annahme formuliert habe.
Hat man sich aber mal bestimmte Fragen gestellt hat diese Felsenfestigkeit Risse bekommen.
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